Mittwoch, 26. Mai 2010

Wurm

Dünn bin ich geworden. Es sprechen mich schon Leute auf der Straße darauf an. Eine Bekannte kommt mir entgegen auf der Rolltreppe; sie runter, ich hoch. Sie erschrickt, als sie mich sieht. Macht die Geste mit den hohlen Wangen. Schmal bist du geworden. Was ist denn los? - Keine Ahnung. Aber jetzt kriege ich es allmählich mit der Angst zu tun. Und ich merke es auch schon selbst. Gürtel im letzten Loch. Kein Arsch mehr in der Hose. Angebot einer einfachen Erklärung, als ich sehe, dass sich im Clo was bewegt. Was ich so alles sehe. - Habe ich einen Wurm? Einen Fuchsbandwurm vielleicht? Wenn Wurm, dann unbedingt lebensbedrohlich.

In der Arztpraxis ein Laborgefäß abgeholt. Neben der Closchüssel gekniet und mit der kleinen Schaufel, die dem Laborgefäß beigegeben ist, Darminhalt ins Röhrchen gefüllt. Auch mal ein Erlebnis. Dabei an eine Gestalt aus der Heidelberger Vergangenheit gedacht. Mitsu Kürbihs. Sein Standardspruch, wenn jemand es in seinem Job vermasselt hat: Der kann jetzt in die Fabrik gehen und Scheiße nach Geschmack sortieren. - Laborbefund: Kein Wurm. - Und die Gewichtabnahme? - Vielleicht wegen des ständigen inneren Dramas. Vielleicht habe ich auch zu wenig gegessen. -  Teller wieder voller machen. Schokolade. Nüsse. Rotwein. Noch besser, mal wieder glücklich oder wenigstens nicht ständig unglücklich sein. Abwarten, ob ich wieder zunehme. Wenn nicht, dem Rat der Ärztin folgen. Darmspiegelung. Sollte ich sowieso mal machen lassen. Nächstes Erlebnis. Fortsetzung folgt.

Heute in der Post die Rechnung des medizinischen Labors. Muss die Brille aufsetzen. Dachte erst, es ist ein dreistelliger Betrag. Nein. Günstig. Ein Mal Scheiße angucken kostet 18 Euro 26.