Donnerstag, 17. Juni 2010

Tür

Was ist das subtile Zeichen? - So subtil nun auch wieder nicht. Im Februar haben sich die Contessa und ich an einem Sonntag verabredet. Mit unserer Art von Kommunikation. Ich schreibe ihr, sie reagiert darauf mit Zeichen oder sie reagiert nicht. Ich habe vorgeschlagen, dass wir uns nachmittags treffen. Ihre Zustimmung sollte sie mir signalisieren, indem sie die Tür zwischen dem Contessa-Zimmer und der sich dahinter befindenden kleinen Küche öffnet, so dass ich den Baum auf der Rückseite des Hauses sehen kann. Sie hat die Tür geöffnet. Sie ist auch zum vorgeschlagenen Treffpunkt gekommen ins Einstein in der Kurfürstenstraße. Dann hat sie der Mut verlassen oder das Café Einstein am Sonntagnachmittag war ihr zu bourgeois (das ist es auch), und so habe ich sie gerade noch weghuschen sehen. Doch von nun an hatten wir einen Code. Will sie mir ihr Missfallen oder ihre Missbilligung zeigen, schließt sie die Tür über Tag. Dann ist das Contessa-Zimmer dunkel und ich blicke sozusagen in die Finsternis, wenn ich zum Contessa-Zimmer hinüber schaue. Ist wieder alles gut, lässt sie die Tür offen stehen und ich blicke in das lichte Zimmer und sehe durch das Küchenfenster auf das dichte Laub des Baumes. Im Winter waren die Äste naturgemäß kahl. Im Frühling konnte ich an den Blüten erkennen, dass es ein Kastanienbaum ist. -  Heute kein grüner Baum. Ich blicke in die Finsternis. Zum ersten Mal seit mehr als drei Wochen hat sie die Tür heute Morgen wieder geschlossen, bevor sie zur Arbeit gegangen ist. Das kann alles Mögliche bedeuten. Es kann zum Beispiel auch bedeuten, dass sie die Tür gar nicht selbst geschlossen hat, sondern dass ihr Mann das getan hat, nachdem sie schon weg war; weil er für Irritation zwischen Tess und mir sorgen will, "Zwietracht säen" zwischen uns. Doch das glaube ich nicht. Weil es gibt zu viele mögliche Gründe, warum Tess Irritation bei mir schaffen oder mir ihr Missfallen zeigen will. Es könnte ihr mein Posting von gestern nicht gefallen haben. Sie könnte es für keine gute Idee halten, dass ich mit ihr über die Backstory des Tess-Charakters im Plot des alten Biests (aka das verliebte Tier) kommunizieren will. Vielleicht hat es ihr auch nicht gepasst, wie gut gelaunt und leichtfertig ich gestern Abend war, als ich ihr schrieb. Oder ich habe mal wieder was nicht kapiert, als sie sich mir am späten Abend kurz gezeigt hat im Contessa-Zimmer. Keine Ahnung. Wenn es ihr wichtig ist, wird sie es mir schon  s a g e n  müssen. Und das heißt, ich werde es wahrscheinlich nie erfahren. Nachdem ich heute Morgen bemerkt hatte, dass die Tess das subtile Zeichen auf Nicht gut gestellt hat, habe ich beschlossen, sie zu ärgern, indem ich das (gestern erneuerte) Angebot von Ercan angenommen und Ayesha als Facebook-Freundin angefragt habe. Da stehe ich ganz schön dumm da, wenn Ayesha nicht zustimmt. Aber tue ich das nicht auch so schon?