Dienstag, 27. Juli 2010

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Was ist eigentlich mit dem Schicksenplot? Jüdische Komödie. Kontaktaufnahme zu zwei jüdischen Regisseuren. Auch schon wieder zwei Monate her. Dani Levy. Vor drei Wochen mal auf der Straße getroffen. Er erinnert sich noch gut an mein Exposé und verspricht es zu lesen, ganz bestimmt; wenn er auch die anderen Sachen liest, die sich bei ihm stapeln. Verstehe.  -  Letzte Woche  Anruf bei meiner Agentur. Die kümmern sich um den anderen Kontakt.  Dror Zahavi. Doch deswegen rufe ich nicht an. Zur Not ist mein Agent nämlich auch mein Anwalt.  Deshalb rufe ich an. Rechtsauskunft. Nebenbei dann doch über die Kontaktaufnahme geredet. Keine Reaktion bis jetzt, sagt der Agent. Vielleicht mal nachfragen? sage ich.  Agent fragt nach. Ergebnis: Dror Zahavi hat  Interesse. Ach, wie kommt das denn?  Ich soll ihn mal anrufen. Heute. Die Schickse und mein Prinz.  Screwball Comedy und Familienkomödie und jüdisches Leben, gegenwärtiges, in Berlin. – Worum es geht, wird er mich fragen. Worum es mir geht dabei?  Warum ich es unbedingt machen will? Manchmal kommt  auch noch die Frage nach der “Aussage”.  Aber nicht von Profis wie ihm.  – Worum geht es? Es geht darum, dass mir da  vier  Frauencharaktere gelungen sind, so lebendig, dass die in einem fortgeschrittenen Stadium der Arbeit  Sachen gemacht und Sätze gesagt haben, auf die ich selbst nie gekommen wäre. Aber so kann ich es dem Dror Zahavi nicht sagen. Also werde ich sagen, es geht um drei  jüdische Frauen aus drei Generationen, Großmutter (Edith), Mutter (Liliane), Tochter (Perle), und darum, wie die ihre Jüdischkeit verstehen und behaupten in einem Konflikt. der entsteht, als der Sohn der Mutter (Daniel) sich in eine nicht-jüdische Frau (die Schickse Maren) verliebt. Die Schickse ist zum Äußersten entschlossen, sogar dazu, jüdisch zu werden, also zu konvertieren. Während die Mutter alles daran setzt, die Schickse zu vertreiben, und sich dabei in einen solchen Extremismus verrennt, dass es so aussieht, als handele es sich bei ihr um einen Fall von jüdischem Talibanismus. Doch so einfach ist es nicht, und dass es nicht so einfach ist, das ist die Komödie und stellenweise  zum Weinen und stellenweise zum Lachen. Ach so, und unbedingt machen will ich das, weil ich Edith, Liliane, Perle und Maren auf einer Leinwand sehen will, zur Not tut es auch ein TV-Bildschirm.  Anruf bei Dror Zahavi. Angenehmer Umgangston. Er erinnert sich an den Stoff und an sein Interesse. Doch neben dieser Geschichte hätte ich ja wohl  noch nicht so viel gemacht.  - Oh doch, einiges, erwidere ich, wenn auch nicht sehr erfolgreich. Auftragsarbeiten. Zum Beispiel für Sat 1. Mit meinen eigenen Sachen konnte ich mich nicht so durchsetzen. (Warum eigentlich nicht?  Egal.). Der Schicksenplot war auch Auftragsarbeit. Erst Serien-Konzept. Dann auf meine Initiative hin umgearbeitet zu einem  90Minüter und der ist jetzt ganz mein Ding und das Beste, was ich je geschrieben habe. -  Ich nähere mich meinem gedanklich vorbereiteten Pitch mit den vier Frauen, den drei jüdischen, von denen jede auf ihre Art ihre  Jüdischkeit behauptet, und der Schickse, die das auch  tut, indem sie aus Liebe jüdisch werden will.  Doch dazu kommt es nicht, dass ich darüber spreche. – Dror Zahavi: Er hat die zwei Seiten gelesen und …  . Ich:  Zwei Seiten? – Er bestätigt, zwei Seiten. – Dann hat er ja nur den Teaser gelesen.  Dann hat er das Beste noch vor sich. Das 18seitige Exposé, das sehr dicht und sehr lebendig geschrieben ist. Das ist wie ein Drehbuch; wenn Sie das lesen, sehen Sie schon den fertigen Film. – Ich rede, wie mein Agent reden sollte. Und so geschäftsmäßig verabschiede ich mich auch.  Mail mit dem Exposé schicke ich gleich ab. Bin gespannt, was er dazu sagen wird. Freue mich auf seinen Rückruf  und auf ein Treffen in der nächsten Woche.  Und wie gut, dass wir  uns schon mal kennengelernt haben und miteinander reden konnten. -  Er  unterdessen  immer zurückhaltender. Und danach hat er sich bestimmt gewundert, warum ich so wenig erfolgreich war bisher, wo  ich doch so ein aalglatter Verkäufer bin. – Vielleicht eben deswegen? – Nein. Bin sonst nicht so. War ich nur heute, weil mir die Rolle so gut gefallen hat  und weil sich mal wieder jemand in meinen verträumten kleinen Schreibladen verlaufen hatte.