Sonntag, 8. August 2010

continuity

Der gute Tag gestern. Erst Brigitte; die hat erzählt von den Kleidern der Königin Luise, über die sie gerade geschrieben hat; ihr Artikel am Dienstag in der taz. Kurz danach Bettina mit Tochter, die bis auf die pinken Sandalen ganz in Lila gekleidet war und auch so drauf: in sich gekehrt, verträumt; während ich mit Bettina sprach, sucht sie Geborgenheit auf dem Arm ihrer Mutter und schmiegt sich an ihren Hals. Und am Nachmittag in Charlottenburg Inge; beim Weggehen habe ich zu ihr gesagt: so was machen wir jetzt öfter und wir nennen das unseren Mädelsnachmittag. Wenig später hat es jemand geschafft, mir die gute Laune zu verderben. Nicht die Tess.  Und das war auch nicht der Grund, warum ich nicht über das Gute des Tages geschrieben habe. Erst wollte ich, doch es hat nicht funktioniert. Warum sollte ich das Gute nacherzählen, das ich erlebt habe? Reicht doch, es gehabt zu haben. Deshalb den Abschiedsgedanken an die Tess vom Morgen gepostet. Weil ich ihn hatte, und um mich auf den großen Abschied zu zu bewegen, wenn ich meine Geschichte mit der Tess erzähle. Wenn ich nur schon wüsste wie?  - Nacherzählen? Das und dann und dann doch wieder anders, aber weshalb, und wie dann noch mal ganz anders? – Das kann es nicht sein. Um den Lesern eine Vorstellung zu geben davon, wie wenig war und dass es doch viel mehr war als eine Illusion, dazu reicht es, wenn ich den Brief wiedergebe, den ich hier schon mehrmals erwähnt habe. Der fasst zusammen die Zeit von Januar bis November letzten Jahres und er leitet ein das Gegenüber-Szenario. Das wiederum ist dokumentiert in meinem (fast) täglichen Schreiben an sie, das von da an begann. Will ich mich darauf wirklich einlassen? Mit was für einem Plan soll ich mich damit beschäftigen? Etwas herausfinden? Das Gegenüber-Szenario entwirren? Vielleicht doch noch mit Hilfe der Tess? Wenn nicht, vielleicht mit Hilfe des Professors? Oder vielleicht mit Hilfe der kommunikativen Andrea Mulder?  Oder mit Hilfe der Leser und ihren Fragen und Kommentaren, die sie dann endlich mal schreiben werden? Oder einfach nur mich betrachten darin? Mir anschauen den, der ich da war - der ich geworden bin für die Tess (und auch für mich)? - Ich werde es in den nächsten Tagen alles noch mal lesen, was ich an sie geschrieben habe – und dann werde ich mir überlegen, was ich damit machen kann. – Außerdem gibt es noch die beiden Vorgeschichten, die schon erwähnten. Die mit dem Professor, die eine Nachbarschaftsgeschichte ist, eine alberne, witzige eigentlich, die aber dadurch, dass die Tess ins Spiel kam, eine Bedeutung gekriegt hat - eine Bedeutung, die ich ihr gegeben habe. Während in der Cinderella 0-Vorgeschichte lebhaft vorstellbar wird, wer ich war und wie ich war, als ich kurz darauf der Tess begegnet bin. In der Vorgeschichte mit dem Professor geht es um Sex. In der Vorgeschichte mit Cinderella 0 geht es um Geld. Die Vorgeschichte mit dem Professor wird erst “akut”  im Gegenüber-Szenario. Die Cinderella 0-Geschichte hingegen müsste ganz am Anfang stehen. Was aber auch eine  Zwangsvorstellung ist (denn: Eine Geschichte hat einen Anfang, eine Mitte und ein Ende. Aber nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. – Wer hat das gesagt? - Taewoo weiß es.).  - Und sonst heute?  - Bis auf die zwei Kugeln Eis in der Waffel, Schokolade und Vanille, nichts Gutes. Und auch der Text hier wird nichts mehr werden. Geschrieben nur wegen der Kontinuität, aus dem Gefühl heraus, wenn ich heute nicht weitermache, dann ist es aus mit dem Blog.  Der Blog ist hervor gegangen aus dem Schreiben an die Tess. Ich habe es immer so gesehen, dass es auch ihr Blog ist. Wenn es mit der Tess vorbei ist, ist der Blog vorbei, habe ich immer gedacht, ohne es für möglich zu halten, dass das je passieren könnte.