Freitag, 22. Oktober 2010

Remote 2

remote = fern, entfernt, entlegen, weit weg, abseitig, abgelegen, abgeschieden; gering; unnahbar
Enttäuschung! Rückzieher! Geheimnistuerei! – Wer ist enttäuscht? Wer macht einen Rückzieher? Wer betreibt Geheimnistuerei? – Ich betreibe Geheimnistuerei. Weil ich gemerkt habe, dass ich das, was ich Stephanie erzählt habe, nicht so. wie ich es ihr erzählt habe, im Blog wiedergeben kann. Denn erstens ist es nicht mal halb so interessant, wenn ich all das weg lasse, was ich weglassen muss aus bürgerlichem Anstand gegenüber dem Professor und aus Rücksichtnahme gegenüber der Tess. Zweitens: Was gestern mit dem neugierigen Gesicht Stephanies vor mir so anregend war zu erzählen und in den Passagen, in denen es darum ging, den Professor durchzuhecheln, sogar amüsant, das hat mich heute vor dem gesichtslosen Bildschirm einfach nur runter gezogen, weil es ein Rückfall war in eine Geschichte, die zu Ende erzählt ist.  - Enttäuschung also für die Leser. Aber nur heute. Der Text, den ich zu schreiben begonnen habe und den ich ursprünglich posten wollte unter dem Titel Remote 2, der kommt noch. Nur wird er ganz anders aussehen, als er heute ausgesehen hätte. Denn während ich ihn schrieb, ist etwas passiert, das mir erst im Nachhinein klar geworden ist: Zum ersten Mal habe ich die Geschichte mit der Tess von ihr aus gesehen. Das habe ich auch zuvor schon zu tun versucht. Es sind dabei auch keine neuen Aspekte sichtbar geworden. Ich habe nur plötzlich das Bild anders betrachtet. Keine große Überraschung. Nur ein anderer Blick. Und damit ein anderes Bild. Nicht mehr meine Geschichte. Die Geschichte der Tess. Die erzähle ich noch. Und das wird die Klarheit bringen, die es nicht geben konnte, solange ich immer nur aus meiner Perspektive erzählt habe, aus der Geschichte meines Begehrens. - Heute nur noch das: Warum der Titel Remote? – Remote Desktop ist eine Funktion von Windows. Wenn sie freigeschaltet ist, kann man damit von einem Rechner auf einen anderen zugreifen, um ihn einzusehen und auf ihm zu agieren als wäre es der eigene Rechner. Dazu müssen die Rechner miteinander verbunden sein entweder über Kabel oder über das Internet oder über Bluetooth. Ich habe Bluetooth nie benutzt. Daher wusste ich gar nicht, dass die Bluetooth-Funktion an meinen Rechnern aktiviert ist. Bis ich eines Tages darauf kam, dass ich ungebetene Gäste habe. Ein Gast war die Tess. Die war mir hoch willkommen und ihr Eingehacktsein bei mir über Bluetooth und Remote Desktop wurde sozusagen zur Infrastruktur für unsere Kommunikation. Die brauchen wir jetzt nicht mehr. Wir werden entweder demnächst reden miteinander wie andere Menschen auch oder wir werden es nicht tun, weil die Tess es nicht will oder nicht kann, und unseren Kontakt abbrechen. So oder so gibt es keinen Grund mehr für das Eingehacktsein der Tess bei mir.  Und deshalb überlege ich, die Bluetooth-Funktion an meinen beiden Laptops zu deaktivieren und Remote-Desktop abzuschalten. Wobei die Tess, wenn sie gut ausgerüstet und geschickt ist, und das ist sie, auch weiterhin in meine Rechner eindringen kann, wenn sie es darauf anlegt. (siehe Wikipedia Bluesnarfing). Mein Deaktivieren von Bluetooth ist dann nicht mehr als eine Geste, mit der ich ihr zu verstehen gebe, dass ich nicht mehr will, dass sie bei mir eingehackt ist und dass sie mir künftig auf die unter Menschen übliche Art begegnen oder es ganz lassen soll. - Außenstehende können  nicht ahnen, was das bedeutet. Ich deaktiviere jetzt das Bluetooth, Tess.