Freitag, 17. Dezember 2010

Respekt 2

So wenige Vermutungen und Annahmen wie möglich. Nur das, was ich gesehen habe. Nachdem der Professor sich vom Fenster abgewandt und das Zimmer verlassen hatte, stand das Subtile Zeichen, das den ganzen Morgen auf  Nicht gut gestanden hatte, wieder auf Alles gut, wie in den Tagen zuvor. Nur er konnte es wieder auf Alles gut gestellt haben. Warum? – Das ist das Rätselhafte an seinem Auftritt. Damit könnte ich mich nun endlos beschäftigen. Muss ich aber zum Glück nicht. Durch die Tess habe ich gelernt, mit Rätseln zu leben. Und da gibt es noch ganz andere Rätsel als das von gestern. Irgendwann werden die Beteiligten sich miteinander verständigen und dann wird sich alles aufklären. Vielleicht dauert das gar nicht mehr so lange bis dahin. Denn der Auftritt des Professors gestern und was wir zusammen daraus gemacht haben, das war schon kurz vor Kommunikation. Deshalb hat es mir auch so gut gefallen. Auch wenn er mir wahrscheinlich nur signalisieren wollte: Die Katze ist wieder zurück. Schluss mit den Spielen der Mäuse. Ich bin hier, wo auch die Tess ist. Du bist da drüben. Bleib da und lass die Tess in Ruhe! – Worauf ich ihm signalisiert habe: Ich weiche nicht. Ich gebe nicht auf. - Mehr war auf die Entfernung nicht zum Ausdruck zu bringen. Alles andere weiß er aber auch selbst. Entscheidungen treffen darüber, was zu tun und zu lassen ist, kann nur die Tess. Er und ich, wir können nur weiter um sie konkurrieren. Jeder auf seine Art, jeder nach seinen Möglichkeiten. Wobei er die deutlich besseren hat. Deshalb wundert es mich auch, dass er das überhaupt für nötig hielt, sich da hinzustellen an das Fenster, um mir seine Präsenz und meine Grenzen zu zeigen. Denn er muss doch nur gut sein zur Tess und keine groben Fehler machen, schon vergisst sie mich und ich kann sehen, wo ich bleibe mit meiner Sehnsucht. Doch ganz so einfach scheint das nicht zu sein. Und das kann mich bei allem Respekt nur freuen.