Samstag, 22. Januar 2011

Tierfreund

Glucksendes Lachen schon beim ersten Satz des Artikels: Bären sind dem Wesen nach nur schwer zu ergründen. Anhaltende Heiterkeit bei der sich anschließenden Inhaltsangabe von Jean-Jacques Annaud`s Der Bär, den ich, ich weiß nicht, wie viele Male gesehen habe. Doch die Realität ist anders und jetzt wird es ernst. Aber nicht für mich, es tut mir leid, ich muss immer noch lachen. Death of A Clown. Geschichte von Timothy Treadwell, der im Katmai-Nationalpark in Alaska 13 Sommer lang mit Bären zusammengelebt hat. Ein Buschpilot, der es mit ansah, wie Treadwell sich dabei zum Narren machte, wird zitiert: er habe Bären behandelt, als seien es verkleidete Menschen. In Wahrheit sei der einzige Grund, warum sie ihn so lange in Ruhe gelassen hätten, der, dass die Bären dachten, irgendetwas sei mit ihm nicht in Ordnung, er sei wahnsinnig. Bis einem von ihnen dann doch eingefallen sei: „Könnte trotzdem schmecken.“ – In einer Regennacht hört die im Zelt liegende Freundin Treadwells ihn draußen brüllen: „Komm raus, ich werde umgebracht!“ Sie ruft: „Spiel toter Mann!“ – Sie ist in diesem Augenblick noch so kaltblütig, erst die Videokamera einzuschalten, bevor sie rausgeht, um ihrem Freund mit der Bratpfanne zu Hilfe zu eilen. Aber so kaltblütig auch wieder nicht, denn sie vergisst, die Kappe vom Objektiv zu nehmen. So dass es von dem, was dann geschah, nur eine Tonaufnahme gibt. – Werner Herzog hat über Treadwells Bärenbegeisterung und über das Splatter-Szenario, in dem sie endete, einen Dokumentarfilm gemacht: Grizzly Man. Herzogs Fazit: Es ist falsch, Bären zu lieben. Wer Brehms Tierleben kennt, hat das schon immer geahnt: Der Bär, steht dort geschrieben, ist ein tölpelhafter und geistloser Gesell, der die Achtung, welche er genießt, nicht verdient. – Diese und weitere Warnungen (Menschen und Bären sollten sich besser aus dem Wege gehen) und alles, was es sonst noch zu wissen gibt über Bär & Mensch, ist nachzulesen in Jörg Albrechts Artikel Zum Fressen gern, der mir gestern beim Frühstück solchen Spaß gemacht hat, dass ich ihn unbedingt weiterempfehlen möchte. – Nicht das Gleiche in Pinguin, aber auch schön: der Artikel Pinguinautobahn durchs ewige Eis von Hilke Segbers (dpa) auf SPON. – Ganz beseelt von der Vorstellung der Kieselsteine sammelnden Pinguine in ihren Kolonien überlege ich mir nach der Lektüre des Artikels: Wenn es Seelenwanderung gäbe, würde ich gerne als Pinguin wiedergeboren werden. Aber da ich nun mal zu denen gehöre, die glauben, dass unser Leben nur eine Reise von Nirgendwo nach Nirgendwo ist, würde es mir auch schon genügen, wenn ich eines Tages nach Hause käme, ins Badezimmer ginge, um mir die Hände zu waschen, und denken würde, irgendetwas ist heute anders als sonst, und dann würde ich plötzlich die drei Pinguine entdecken, die in meiner Badewanne sitzen und darauf warten, dass ich Wasser für sie einlasse.