Sonntag, 20. Februar 2011

Oscars

Absicht war: Heute Nachmittag schreibfrei. 15 Uhr Odeon. The King´s Speech. Um beide Favoriten gesehen zu haben für die Academy Awards am 27. Februar. – Den anderen habe ich am Dienstag gesehen (DVD): The Social Network. Regie: David Fincher, Drehbuch: Aaron Sorkin. - Wäre ich Mitglied der Academy und hätte Stimmrecht würde ich auf jeden Fall meine Stimme geben für Sorkin in der Kategorie Drehbuch (Adapted Screenplay). Dafür wie der Mark-Zuckerberg-Charakter geführt wird durch den Plot: immer problematischer werdend, Freunde, Partner verratend, und dabei zugleich immer verständlicher wird in seinen Motiven. Sorkin mag Zuckerberg nicht, das merkt man, aber er ist fair genug und Autor genug, ihn zu verstehen. Zu erkennen, dass es ihm nicht um Geld geht oder Macht oder Groupies oder Beliebtheit; nichts ist ihm so egal wie die Meinung anderer über ihn; das Einzige, was ihn interessiert, ist seine Idee: Facebook – nicht als eine Vision, sonders als ein Ding, das er zum Laufen bringt und das immer größer wird, eine Eigendynamik bekommt, und er mag ein retardierter Nerd sein ohne Einfühlungsvermögen für andere, aber das feine Gespür dafür, was zu tun oder lassen ist, um diesen sozialen Prozess sich frei entfalten zu lassen, das hat er. Drehbuch-Oscar für The Social Network. - Regie-Oscar. Ich gebe keine Prognose ab, ich kann nicht hellsehen, ich spiele, dass ich eine Stimme habe, und die würde ich abgeben für David Fincher. Für Druck, Sog, Tempo, Brisanz - Aktion in jeder Sekunde, in die er umsetzt einen Plot, der fast nur aus Dialogszenen besteht. Gegen Ende gibt es eine Sequenz, in der eine College-Ruderregatta gezeigt wird, imposant, spektakulär inszeniert. Die wirkt auf den ersten Blick aufgesetzt, ein oberflächlicher Versuch, Schauwert zu schaffen. Ist aber tatsächlich eine Art Rückblende. Blick zurück in die alte Welt, die Welt der großbürgerlichen Zwillinge Winkelvoss, die Zuckerberg Winklevi nennt und die er abzockt, Blick zurück mit  klassischem Kino.  - Keine Konkurrenz von The Social Network und The King´s Speech in der Kategorie Drehbuch. TSN ist ein adaptiertes Drehbuch (Vorlage: Ben Mezrich, The Accidental Billionaires). The King´s Speech basiert auf einem Original Screenplay und kriegt meine Stimme in dieser Kategorie. - Geschichte vom Versagen. Was für ein Versagen! Vor der Welt-Öffentlichkeit eine Radio-Ansprache halten und kein Wort über die Lippen zu bringen. Blamiert für alle Zeiten. Aber weil sein älterer Bruder abdankt, wird der Duke of York unerwartet König. Ein König, der stottert, der auf die Weihnachtsansprache im Rundfunk verzichtet deswegen. Doch dann die Kriegserklärung an Hitler-Deutschland. Der König muss sprechen zu seinem Volk. Dort Hitler - Hitler, gestottert hat er jedenfalls nicht. Hier, der König, der noch bei jeder öffentlichen Rede, die er bisher gehalten hat, versagte. Und als Helfer, als einzige Rettung ein verlotterter australischer Sprachtherapeut. Blender oder genialer Pädagoge? Altmodische Geschichte von der Freundschaft zweier ungleicher Männer. Rührend. Bewegend. Lachen. Weinen. Zweimal Tränen wegwischen während der Vorstellung. – Jetzt die Entscheidung. Die Stimme für den besten Film: The Social Network oder King´s Speech? – Keine schwere Entscheidung. Ich gebe, würde geben meine Stimme in der Kategorie Best Picture: The Social Network. Dafür, wie da Gegenwart sichtbar. spürbar, wie da Welt 2010/11 in 120 Minuten erlebbar wird: This is our time, sagt Napster-Gründer Sean Parker einmal euphorisch im Film und das gilt genauso für den Film selbst. – Bei meinem Votum für The Social Network würde ich annehmen, dass viele andere Academy-Mitglieder anders votieren – und wenn am Ende The King´s Speech den Oscar bekommt für den besten Film, dann würde es mich auch freuen. - Black Swan habe ich nicht gesehen. Aber wegen größter Sympathie seit ihrem ersten Auftreten in Mathilda (Leon - Der Profi) Stimme für Natalie Portmann in der Kategorie Actress in a Leading Role. - Beste Nebendarstellerin: Hier ganz klar die Entscheidung für Helena Bonham Carter, als die Frau von King George VI, die wir als Zeitgenossen erlebt haben als Queen Mum - Mum von Queen Elizabeth und Princess Margaret, die beiden im Film als kleine Mädchen zu sehen. Bei den Männern, Actor in a Leading Role, ist hoch favoritisiert King George-Darsteller Colin Firth. Er würde auch meine Stimme kriegen, wenn ich eine hätte. Ebenso wie Geoffrey Rush als kauziger Logopäde Lionel Logan. in der Nebendarsteller-Kategorie. Aber da kenne ich keinen einzigen der Filme mit den anderen Nominierten. - Die technischen Kategorien  (Kamera, Schnitt etc.) lasse ich weg. Also Bester Film, Regie und Drehbuch nach einer Vorlage: The Social Network. Bestes Original-Drehbuch, Bester Hauptdarsteller, beste Nebendarsteller: The King´s Speech. - Meine Wahl.  Keine Prognose. - Meine Empfehlung: Unbedingt beide Filme angucken!