Montag, 2. Mai 2011

Handwerker

Der Tag beginnt mit einer historischen Rede des US-Präsidenten, gehalten gestern am späten Abend im Weißen Haus. O - s - ama. O - b - ama. Das ist mir heute erst aufgegangen. Er ist trotzdem Präsident geworden. Und er wird es auch bleiben; die nächsten Wahlen hat er so gut wie gewonnen nach der Kommandoaktion in Pakistan, schreiben die ersten Kommentatoren. Einen Zauderer und Feigling werden sie ihn jetzt jedenfalls nicht mehr nennen und ihm nun auch nicht mehr Professoren-Außenpolitik nachsagen können, heißt es dann in der zweiten Welle der Kommentare, in denen nun darauf hingewiesen wird, dass die nächsten Wahlen in den USA erst im November 2012 sind und es auch noch andere Handlungsfelder der Politik gibt, auf denen der Präsident der USA sich zu bewähren hat. Ach! - Gestern mal bemerkt, dass ich von der deutschen Kanzlerin und ihrem Vizekanzler lange nichts mehr gehört habe. Das ändert sich heute prompt mit dem fälligen Verlautbaren, Begrüßen, Bekräftigen, und auch das wird von mir gelesen. Denn ich habe nichts anderes zu tun, da ich auf die Handwerker warte, die um 8.40 Uhr anrufen, dass sie im Verkehr feststecken wegen neu eröffneter Baustelle auf der Avus. Um 10.30 Uhr sind sie da. Ein Dachdecker, sein Helfer und der Chef der Firma, die beauftragt ist, die Böden meiner beiden Balkone zu erneuern, damit bei den Leuten in der Wohnung darunter nicht mehr literweise das Wasser durch die Decke fließt. Nach 5 Minuten wird mir klar, dass sich die Bauarbeiten die ganze Woche hinziehen werden, einschließlich Samstag, wenn die neue Nutzplatte verlegt werden soll. Einer der Gründe, warum ich so gerne mit Handwerkern zu tun habe, ist ihre Sprache. Ein anderer ist, dass die meisten Handwerker so angenehm unneurotisch sind. Aber daher gibt es sonst nichts zu berichten von ihnen. Und deshalb wird voraussichtlich überhaupt nicht viel zu berichten sein in den nächsten Tagen - fürchte ich, weil meine Hauptaufgabe ist es diese Woche, die Handwerker morgens in die Wohnung herein zu lassen (schwimmen gehen kann ich da schon mal vergessen) und anwesend zu sein, solange sie da sind, für den Fall, dass sie etwas von mir wollen (Haben Sie mal einen Lappen oder so etwas Ähnliches zum Aufwischen?). - Auch daraus wird sich was machen lassen und kann ich nicht froh sein über die Abwechslung, weil sie mich auf andere Gedanken bringt, nachdem es mir gestern so schlecht gegangen ist? – Nein, kann ich nicht. Denn nach dem Aufwachen ging es mir schon wieder viel besser und ich bin von selbst auf die anderen Gedanken gekommen. Rettende Gedanken, zu denen ich gestern nicht fähig war, weil es mir so schlecht ging. – Warum eigentlich? – Ich weiß es. Ich habe es auch gestern schon gewusst. Es hat nichts genutzt. es zu wissen. Es nutzt auch nichts, die Gründe zu nennen. Ich will lieber davon berichten, was ich unternehme, damit es besser wird. – Das noch? Obwohl auch unbefriedigend für die Leser, da ich mich an den Traum selbst nicht mehr erinnern kann, um den es geht. Nur daran dass es ein sehr fein gesponnenes Traumgeschehen war. Irgendwie thematisch verknüpft mit den Gründen dafür, dass es mir so schlecht gegangen ist, dachte ich, als ich aufgewacht bin aus dem Traum im Morgengrauen. Und bevor ich mich auf die andere Seite gedreht habe und wieder eingeschlafen bin, habe ich noch gedacht: So geht es auch. Denn es kam mir so vor, als hätte ich mit dem Traum die schlechte Stimmung von gestern überwunden. Und so war es dann auch, als ich wieder aufgewacht und aufgestanden bin.