Sonntag, 26. Juni 2011

Pädagogisch

True Grit ist in den USA zu den Weihnachtsfeiertagen 2010 in die Kinos gekommen und da hat der Film gut funktioniert. Denn da hatte die ganze Familie was zu reden nach dem Kinobesuch. Vor allem über die 14jährige Mattie Ross, die Altkluge und Eigensinnige, die es sich in den Kopf gesetzt hat, die Ermordung ihres Vaters zu rächen, und mit einem Kopfgeldjäger und einem Texas Ranger ins Indianerland reitet, um den Mörder zu jagen. Am Ende ist der Mörder gestellt und von ihr erschossen, aber der Rückstoß des Gewehres haut sie um und sie stürzt in eine Höhle, in der es sie erst graust vor einer Leiche, die dort liegt, und sie dann von einer Giftschlange gebissen wird, die im Bauch des verwesten Mannes schlummert und aufgeweckt wird, als Mattie der Leiche das Hemd wegzieht. Hätte ich nicht gemacht. Curiosity killed the cat. – And satisfaction brought it back? Doch das ist eine andere Geschichte. In True Grit (grit = Schneid) geht es so aus, dass Mattie von der Schlange in den rechten Arm (oder war es die Hand?) gebissen wird und halbtot ist, als der Kopfgeldjäger mit ihr den nächsten Zivilisationsposten erreicht, wo ihr das Leben gerettet wird. Doch dazu müssen ihr Hand und Unterarm amputiert werden, weil se schon schwarz sind. Das ist ein sehr pädagogisches Ende. Da müssen Mutter und Vater gar nicht viel sagen, das sehen die Kinder selbst, wohin es führt, wenn man so ist wie Mattie. Erst habe ich mich ein bisschen gelangweilt bei dem Film, weil Mattie immer gleich ist und die Schauspielkunst, mit der Jeff Bridges und Matt Damon die Kauzigkeit des Kopfgeld-Kauzes und des Texas-Kauzes zeichnen, die war mir anstrengend, aber dann hat es mich doch gepackt und ich habe an ein paar Stellen des Films reagiert wie in einer Kindervorstellung: Oh nein! Tu´s nicht! - Und das war überraschend und sehr schön, mich wieder einmal so erleben zu können.    

Eigensinn. Sturheit. Nie aufgeben. Hartnäckigkeit als Charakterfehler. Anruf bei einer der besten Freundinnen, früher eine der treuesten Leserinnen des Blogs, jetzt liest sie ihn nur noch sporadisch. weil ihr die Zeit fehlt; wäre sie noch süchtig wie zu Anfang, würde sie sich die Zeit nehmen. Zwei Fragen, Anneli. Würde dir was fehlen, wenn ich die Hacker- und Nachbarschaftsgeschichte im Blog nicht mehr weiter verfolgen würde? – Anneli: Im Gegenteil, es würde mich freuen, wenn diese Geschichte endlich aufhören würde. Es wäre wie eine Befreiung. – Das empfinde ich auch so. Ich wollte es nur noch mal aus deinem Mund hören. In der Hoffnung, dass es dann mehr Eindruck auf mich macht, als wenn ich es mir selbst sage.

Die zweite Frage betraf die unreifen Pfirsiche im Angebot der Supermärkte – und der Apfelgalerie. Ja, auch dort werden die Pfirsiche in einem Zustand verkauft, dass man sie zu Hause erst ein paar Tage hinlegen muss, um sie nachreifen zu lassen. Das schreibt mir Caty Schernus in einer Mail zu meinem Posting Reif, für das sie sich bedankt, aber was die Reife der Pfirsiche angeht, muss sie mir ein Mal mehr widersprechen: denn das geht gar nicht anders als so, die Pfirsiche in den Handel zu bringen. - Anneli muss erst mal lesen, was ich über die Pfirsich-Reife geschrieben habe, bevor sie dazu etwas sagen kann. Sie weist allerdings jetzt schon darauf hin, dass es immer wieder vorkommt, dass die zum Nachreifen daliegenden Pfirsiche, wenn sie an einer Stelle angestoßen sind, an dieser Stelle zu faulen anfangen, noch bevor sie weich geworden und zum Verzehr geeignet sind. - Neben Anneli werde ich noch andere ExpertInnen zum Thema unreife Pfirsiche befragen und darüber auch das Gespräch mit Caty fortsetzen. Nicht nur wegen der Wichtigkeit der Pfirsiche, sondern auch, um herauszufinden, ob es sich um einen auch von anderen erlebten Missstand handelt oder ob ich spinne. Wenn das so sein sollte, werde ich es zugeben. 

Zum Schreibunfall von gestern siehe Das innere Biest.