Donnerstag, 11. August 2011

Schmeding

Auch so ein Mann, der gerne Kinder gehabt hätte. Aber es hat sich nicht ergeben. Und dann hat er sich eben welche gemalt. 

Nadea (4)  Acryl auf Karton  32 x 23 cm  2009

Wolfgang Schmeding. Jahrgang 1942. Nicht zu fassen, was du an Bildern lagerst in deiner Wohnung. Das muss unbedingt alles mal gezeigt werden in einer Ausstellung im Zusammenhang. – Es gibt jemanden, der plant eine Retrospektive. – Ach! – Ja, ja. Mal sehen, ob es klappt. Ich mache jedenfalls nichts dafür. – Natürlich nicht. Die Ehrgeizlosigkeit. Markenzeichen seiner Existenz. 

Nadea Tempera auf Karton 33  x 24 cm  2009

Auf einer CD, die er mir gegeben hat: Auswahl seiner Gemälde und Zeichnungen. 138 Fotos. Ich kann sie noch so oft ansehen, es sind immer wieder die Kinderporträts, bei denen ich hängenbleibe. Weil ich auch so ein Mann bin, der gerne Kinder gehabt hätte, aber es hat sich nicht ergeben? – Bin ich. Aber das allein kann nicht der Grund sein, weshalb mich diese Bilder so berühren. Ist es das Rührende dieser Kinder? Oder ist es das Berührende der Darstellung? Das will ich herausfinden beim Betrachten der Originale und im Gespräch mit Wolfgang.

Karl  (4)   Aquarell   21 x 16 cm   2010

Ich hatte angenommen, es seien Auftragsarbeiten. Nein, sind sie nicht: Ich wollte die Kinder malen, sagt er. Die Kinder sind eine Tochter und ein Sohn seiner Nichte (seine Großnichte und sein Großneffe) und die beiden Kinder eines engen Freundes. Gemalt nach Fotos, die er sich hat geben lassen von den Eltern. Das Foto des kleinem Karl hat er sogar geklaut, erzählt er lachend. Er hat die Kinder gemalt, weil ihn das Kindliche – er benutzt das gleiche Wort wie ich – berührt hat. Dieses Berührtsein vom Kindlichen, das wollte er zeigen in den Porträts, sagt er und zeigt mir am Bild von Matteo, des Jungen seiner Nichte, wie er das Kindliche betont, das Zarte und die Weichheit der Gesichtszüge hervorgehoben hat: mit dem Rot der Lippen, mit dem Aquarell-Effekt der stark verdünnten Acryl-Farbe und mit dem leicht rosa Hintergrund. Es hätten auch alle vier Kinder sehr weiche Gesichter; meint er. – Naja, haben sie die nicht alle in dem Alter? – Nein, Kinder können schon sehr früh harte, ausgeprägte Gesichter haben. – Stimmt. 

Matteo (10)  Acryl auf Karton  34  x 24 cm  2004

Wolfgang: Ich male nur aus mir heraus und für mich. – Aber der Nachsatz klingt dann schon nicht mehr ganz so abweisend, wenn man es auch nicht gleich merkt: Ich habe es auch schon abgelehnt, jemanden zu malen. – Das kann doch dann aber nur heißen, er lehnt Aufträge nicht prinzipiell ab. Also: Wenn jemand sein Kind von Wolfgang Schmeding porträtieren lassen möchte, soll er sich an mich wenden, ich stelle den Kontakt her. Denn ich würde gerne mehr Kinderporträts von ihm sehen.

Anna (7)  Acryl auf Karton   20 x 16 cm   2010

Am Ende meines Besuchs überreicht mir Wolfgang eine DIN A4-Seite mit seinen Anmerkungen zum Posting Brausewind. Am Telefon hatte ich ihm gesagt, lass uns über deine Anmerkungen sprechen, dann arbeite ich das im zweiten Posting ein. Ich hatte gehofft, er würde es vergessen. Ich habe die Anmerkungen noch nicht gelesen, nur gesehen, wie viele es sind. Und deshalb habe ich mich beim Schreiben heute so zurückgehalten. Noch mal möchte ich so eine Liste mit Anmerkungen nicht bekommen. Mehr dazu, wenn ich seine Liste gelesen habe. Im Moment denke ich, er ist nicht ganz dicht.
Bilder: © Wolfgang Schmeding.