Dienstag, 13. September 2011

Taewoo

Jetzt hat er sich doch noch gemeldet. Taewoo schreibt mir: Die beiden Bilder sind gemalt in Öl auf Leinwand und das mit der Sonntagsmalerei, das kann ihn nun wirklich nicht treffen, denn das geht zurück auf eine Bemerkung, die er selbst dem Kollegen gegenüber einmal gemacht hat, der dann mir gegenüber geringschätzig, allerdings nicht bösartig, sich geäußert hat über Taewoos Malerei. Ich bin ein professioneller Sonntagsmaler, hatte Taewoo zum Kollegen gesagt. Das gemeint im Sinne von Selbstironie. Self-deprecation heißt es amerikanisch und treffender. Selbst-Missbilligung, Selbst-Herabsetzung. Eine Spielart von Bescheidenheit und Ausdruck eines heiter-melancholischen Verhältnisses zu den eigenen Defiziten. Als Haltung oft zu finden bei Menschen mit jüdischem Hintergrund, den Taewoo nicht hat, in seinem Humor allerdings schon (*). Christlich verbindet sich self-deprecation mit der Hoffnung: Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden. Ob Taewoo die hat, wenn er sich selbst herabsetzt in heiter-melancholischer Bescheidenheit, weiß ich nicht, glaube ich nicht. Man muss immer wissen, wer was sagt und zu wem. Taewoo hat es zu dem Kollegen gesagt nicht wegen fishing for compliments, sondern um sich abzugrenzen von dessen Interpretation der Künstlerrolle. Das bestätigt auch Uliane, die inzwischen mit Taewoo gesprochen hat. Taewoo hat zu ihr gesagt, er habe dem anspruchsvollen Kollegen gegenüber sich als Sonntagsmaler bezeichnet, a) weil er damit klar machen wollte, (xxxxxxxxxxxxxx) und sich nicht ausschließlich mit seiner Malerei beschäftigen kann, b) weil er den Kollegen provozieren wollte wegen der Überheblichkeit, mit der dieser seine Auffassung von Professionalität vertritt. Die zeigt sich in Taewoos Sicht vor allem in einer Marktorientierung. Und so kenne ich ihn nun wieder: (xxxxxxxxxxxxxx)Uliane schließt aus all dem, dass der uns Dreien bekannte, aber hier nicht namentlich genannte Kollege keinen Humor hat. Das würde ich auch sagen. Gegen den Vorwurf, seine Malerei sei marktgerecht, muss ich ihn aber in Schutz nehmen: Schaut euch seine letzten Arbeiten an! –Trotzdem verstehe ich die Abgrenzungsgeste Taewoos gegenüber dem Kollegen, und dass die beiden sich zu fein seien, um sich auseinanderzusetzen, nehme ich zurück:  Taewoo hat sich auseinandergesetzt mit dem Kollegen, als er sich selbst einen professionellen Sonntagsmaler nannte. Auf seine feine Art hat er das getan.

Ohne Taewoo um Erlaubnis gefragt zu haben, ich bin heute so menschenscheu, zeige ich ein Bild von ihm, bei dem es sich buchstäblich um Sonntagsmalerei handelt. 

Das Bild habe ich entfernt, da ich - Stand 22.09.11 -
immer noch keine Erlaubnis von Taewoo habe,
es hier zu zeigen.          


(*) Niemand erzählt den Witz mit dem Rabbi, dem Fisch und dem Schwein besser als Taewoo und ich kenne auch niemanden anderen, der so viele Woody-Allen-Zitate parat hat. - Jedes Mal, wenn ich Wagner höre, bekomme ich Lust, in Polen einzumarschieren.  
(xxxxxxxxxxxxxx) Mit den Streichungen wurden insgesamt neun Textzeilen entfernt. Die Streichungen habe ich auf Wunsch Taewoos vorgenommen; siehe dazu AngebrülltSchwer und Neurotisch.