Donnerstag, 1. September 2011

Triptychon


Ohne Titel    Acryl auf Holz      130 x 120 cm     2011

Seit ich mit Brigitte Stamm im Gespräch bin, höre ich von ihr den Begriff Großraumgalerie. Erst habe ich es so verstanden, dass sie damit andere Galerien meint, im Unterschied zu ihrer kleinen, feinen Galerie für junge Künstler. Aber schon letzte Woche ist mir aufgefallen, dass sie mit Großraumgalerie auch ihre eigene Galerie bezeichnet, und ich habe mich gefragt, ob das vielleicht ein mir unbekannter Fachbegriff ist. Für? – Heute sagt sie wieder Großraumgalerie in Beziehung auf die ihre. Nun frage ich und es kommt heraus, was ich schon ahnte, aber wegen der Art, wie sie es sagte, mir andererseits nicht vorstellen konnte: dass sie das spielerisch, ironisch meint. Deshalb nicht so ohne weiteres zu erkennen, weil sie es ohne Anführungszeichen ausspricht, also ohne eine Miene zu verziehen und zu signalisieren: Achtung Witz! – Aus Hannover kommt sie. Staubtrockener Humor. Aber sie kann auch anders. Heute hat sie viel gelacht. Einen guten Tag gehabt; am Morgen schwimmen gewesen im Prinzenbad. Als ich ankam kurz nach Drei, hat sie gerade den Sims des Schaufensters ihrer Großraumgalerie abgewischt. Ich habe ihr von der älteren Frau erzählt, die ich beim Rauchen an meiner Balkontür regelmäßig beobachte: Frau im Haus schräg gegenüber, offenbar alleinstehend – wieso eigentlich offenbar alleinstehend? habe ich mich selbst unterbrochen und mir geantwortet: weil sie jeden Morgen ihr Küchenfenster öffnet zu dem einzigen Zweck, das Fensterbrett abzuwischen. Einmal nach rechts, einmal nach links und sauber. – Wenn es sie befriedigt, hat Brigitte Stamm darauf gesagt und schon kam ich mir blöd vor mit meiner Beobachtung. Ich: Kein guter Tag. Schnauze-voll-Tag. Zu dem auch noch schwerfällig. Der Besuch bei Brigitte Stamm das Beste, was mir passieren konnte, weil sie das Gegenteil von alledem: gut gelaunt, angeknipst. Schwimmen gewesen heute. Deswegen hätte ich es auch am liebsten sie entscheiden lassen: Soll ich mit Stephanus Schmitz sprechen oder mit Ihnen reden über seine – wie wollen wir sie nennen? – Bilder sind es ja nicht – Tafeln sind es auch nicht – Farbobjekte? –Farbfeldmalerei ist es, hat Brigitte Stamm darauf gesagt. Farbfeldmalerei, wie Sie sie beispielsweise auch von Barnett Newman sehen können in der Neuen Nationalgalerie. Nichtfigurativ. Ein Spiel mit Farben und den Kontrasten, die zustande kommen durch die Farbfeldteilung. Beim Triptychon – eines der ausgestellten Gemälde ist ein Triptychon –, da ist die strenge Abgrenzung der Farbfelder allerdings durchbrochen. Auf dem linken Farbfeld, wo das Rot herunterläuft, sich ergießt über das Gelb. –  Ja, das ist gut, wie er da abweicht von seiner Linie, der Stephanus Schmitz. Stephanus? – Da gab es, glaube ich, einen Lateinlehrer in der Familie. – Ja, dann. Auf was könnte ich ihn denn ansprechen? Welche Taste soll ich bei ihm drücken, wenn ich mit ihm rede? frage ich, weiter hilfebedürftig. Was soll Brigitte Stamm dazu sagen? Er hat drei sehr süße Kinder. Und er ist Architekt. – Das sieht man. Seine Arbeiten haben was von Kunst am Bau, murmele ich übellaunig. Wegen Schnauze-voll-Tag. Nicht, um mich abfällig zu äußern. Mit Ausnahme einer kleinen Arbeit in Busenform, die mir vorkommt wie eine Kalauer-Bemerkung von mir, würde ich jede der Arbeiten bei mir zu Haus aufhängen. Und die Großraumgalerie von Brigitte Stamm hat auch schon lange nicht mehr so gut ausgesehen wie zur Zeit mit den Arbeiten von Stephanus Schmitz.

Vom erwähnten Triptychon habe ich kein digitales Foto. Aber weil das Wort so schön ist und um damit noch mal auf diese sehr schöne Arbeit von Stephanus Schmitz hinzuweisen, wähle ich es als Titel. 

Ausstellung Stephanus Schmitz
bis 15.10.2011

galerie für junge künstler- + designerInnen berlin
grunewaldstrasse 15
10823 berlin
fon/fax 030 21004004

Donnerstag und Freitag: 15 – 19 Uhr
Samstag 12 – 16 Uhr
Bild: © Stephanus Schmitz