Sonntag, 6. November 2011

Beobachten


Bei 18m Galerie habe ich mir immer vorgestellt, dass es einen 18 Meter langen Korridor gibt in einer Wohnung und in dem Korridor hängen die Bilder. So war das auch in der Wohnung in Charlottenburg, wo Julie August ihre Galerie eröffnet hat. Aber dann konnte sie da nicht bleiben und hat den Namen 18m mitgenommen in die Akazienstraße 30, wo der Ausstellungsraum ein Berliner Zimmer, also ein Durchgangszimmer ist, wenn man reinkommt gleich rechts. Mit dem Namen Julie August ist sie nicht auf die Welt gekommen. Julie haben ihre Eltern sie genannt. Und August hat sie einmal in einer Rechnung geschrieben als Teil des Datums unter ihre Unterschrift. Darauf hat sie einen Scheck bekommen, der ausgestellt war auf den Namen Julie August. Da hat sie gelacht und gedacht, das ist es doch, so heiße ich ab jetzt: Julie August. Die Geschichte hinkt ein bisschen, weil sie voraussetzt, dass sie eine Rechnung nur mit Vornamen unterschrieben hat. Es ist trotzdem eine gute Geschichte. Meine Geschichte ist, dass ich den Schöneberger Kunstrundgang heute dazu nutzen  wollte, den Begriff Wohnzimmergalerie, der mir gestern zum ersten Mal begegnet ist, mit einer Anschauung zu verknüpfen. Daher war ich zuerst in Kubackis Wohnzimmergalerie in der Wartburgstraße 2 und anschließend in der 18m Galerie. Dort treffe ich Taewoo mit Begleiterin, wahrscheinlich seine Freundin. Danach spreche ich mit Julie August. Ich stelle mich ihr vor mit meinem Blog und bitte sie, mich in ihren Mail-Verteiler aufzunehmen. Weil es mir so gut gefällt in der Wohnung und der Dialog mit Julie August so leicht und locker ist, füge ich hinzu: denn ich würde Sie gerne beobachten. Das ist natürlich als Witz gemeint und das versteht sie auch so. Sie muss nur mal die drei Tassen in die Küche bringen, dann kommt sie gleich wieder zurück. Während ich warte und mich umschaue, tritt aus dem Nebenzimmer eine Frau, jünger als Julie August und auch kleiner. So wie sie angezogen ist, sieht sie nicht wie eine Besucherin aus, sie scheint hier zu wohnen. Ich sage Hallo. Sie sagt nichts. Sie zeigt mir nur, dass sie da ist. Nachdem sie das getan hat, geht sie in das Zimmer zurück; durch die halbgeöffnete Tür sehe ich einen PC-Bildschirm. Das ist die Geschichte.