Samstag, 26. November 2011

Farben



Gegen Schwermut helfen die leuchtenden Farben von Ulrike Hansen in ihrem Atelier. Am Freitagmittag auch noch sonnendurchflutet. Das ist schon fast wieder zu viel.


Die Wände vollgehängt mit Arbeiten in unterschiedlichen Phasen der Vollendung. So wie Ulrike über ihre Arbeit spricht, könnte man auch sagen: in unterschiedlichen Phasen des Gelingens und Misslingens.


Vom Misslingen und vom Prozess, der zum Gelingen führt, im zweiten Teil. Jetzt nur die Farben. Eitempera, Ölfarben, Acryl. Es ist eine Frage des Temperamentes, mit welchen Farben man malt, sagt Ulrike Hansen. Sie malt mit Eitempera und so sieht sie auch aus.  


Eitempera hat den Vorteil, dass ich die Farben trotz der öligen Bestandteile mit Wasser verdünnen kann und sie schnell trocknen. - Kein tagelanges Warten, bis die Farbe trocken ist wie bei Ölfarben. Mit Eitempera kann sie schnell malen und auch schnell wieder übermalen.


Die Eier liegen schon bereit. Und dann geht es auf einmal so fix, dass ich es verpasse, als sie die Eier aufschlägt.




Zum Ei kommt Leinöl. Wässriges und Öliges verbinden sich durch Schütteln zu einer Emulsion und der wird dann noch ein in Terpentinöl gelöstes Dammarharz  zugesetzt. Hier die genaue Rezeptur und hier das gelöste Dammarharz beim Umfüllen. Nur mal, um zu zeigen, wie es da zugeht. 


In die als Bindemittel wirkende Eitempera kann jetzt ein Pigment eingerührt werden. Die teuren und die nicht so teuren Pigmente. Die teuren sind die giftigen. Vorsicht! Da ist Cadmium drin. 








Ein fader Geruch nach Ei und Terpentin erfüllt den Raum. Und danach riechen auch die Leinwände, wenn man ganz nah an sie ran geht.


Ich möchte hinter das Geheimnis deiner Farbgebung kommen, sage ich zu Ulrike. Deswegen bin ich zu ihr in den Wedding gefahren, um danach erzählen zu können, wie sie das hinkriegt, diese Farbereignisse zu schaffen, die ihre Bilder sind. Eine raffinierte Farbmischerin sei sie, habe ich geschrieben, beeindruckt und ahnungslos habe ich mir das buchstäblich so vorgestellt. Jetzt hat sie mir gezeigt, wie sie ihre Farben herstellt. Wenn es dabei ein Geheimnis gäbe, würde sie es mir nicht verraten. Aber es gibt kein Geheimnis. Keinen Ansatzpunkt für Raffinement beim Herstellen der Eitempera und dem Verrühren der Pigmente. Das Verfahren, das sie mir vorgeführt hat, ist uralt und bekannt. Jeder kann sich so seine Farben anrühren. Jeder kann sie verdünnen. Jeder kann eine Farbe mit einer anderen übermalen. Es ist nicht, wie Ulrike Hansen die Farben macht. Es ist, was sie mit ihnen macht. Raffinierte Farbmischerin ist sie. Aber das Mischen der Farben findet auf der Leinwand statt. Beim Malen.







Arbeiten in unterschiedlichen Phasen der Vollendung

Kunst: © Ulrike Hansen
Fotos: © w.g.