Freitag, 25. November 2011

Schere

Als ich in den Laden gekommen bin, hat Friederike  gefragt: Na, was macht die Lebenskunst? – Das war mal eine gute Frage. Die hätte ich gerne beantwortet, doch just in dem Moment kam eine Freundin Friederikes herein und ich habe schon gedacht, dann eben ein andermal. Die Freundin ist dann jedoch gar nicht lange geblieben. Trotzdem war es zu spät, um auf die Frage zurück zu kommen: Ähm, weil du mich vorhin gefragt hast, was die Lebenskunst bei mir macht … .  Das ging natürlich nicht. Vielleicht fragt sie es mich beim nächsten Besuch wieder. 

Folgt etwas über die Freundin von Friederike, Künstlerin, die sich KAA nennt. - Wie KAA, die Schlange aus dem Dschungelbuch? - Genau. - So ein Text war das, Text von gestern, verschoben wegen Kuschelkätzchen auf heute. Aber heute habe ich ihn mir nicht mehr abgenommen und Überarbeiten hat nicht geklappt. Bis auf diese Stelle: 

Weil ich es mir nicht mit Friederike verderben will, habe ich nicht rumgemault, als ich das von ihr entworfene rote Abendkleid im Schaufenster nicht fotografieren durfte und nicht das Blatt mit den von ihr gezeichneten Brautkleider-Skizzen und nicht das Jäckchen, das sie modelliert hat aus Tüll, während wir uns unterhielten, und sie durfte ich schon gar nicht fotografieren. Das war bei unserem letzten Treffen schon klar, dass sie das nicht will.  Ich hätte das rote Kleid von draußen durch die Schaufensterscheibe fotografieren können. Dagegen kann ich mich nicht wehren, hat sie gesagt. Doch wenn sie das schon so sagt, dann lasse ich es lieber, habe ich darauf gedacht. Obwohl es alleine schon schade ist um die Bildunterschrift. Die hat sie selbst formuliert, als sie stolz über das rote Kleid sagte: Das trägt bestimmt mal jemand bei einer Oscar-Preisverleihung. - Dann wird ein Blitzlichtgewitter über es hereinbrechen und die ganze Welt kann Bilder des Kleides sehen. Doch das ist dann in Ordnung. Dann ist das Kleid verkauft.

Fotografiert habe ich Friederikes Schere und ihre Hände. 


Tolle Schere hast du. – Das ist eine japanische.  – Wie kommst du zu einer japanischen Schere? – Das ist ein gebräuchliches Schneiderwerkzeug. – Japaner können gute Scheren fertigen? – Das kommt aus der Tradition der Schwertschmiedekunst. – Samuraischwerter. – Genau.  


An den Händen sieht man das Alter, hat Friederike gesagt. Du hast schöne Hände, habe ich gesagt.