Donnerstag, 29. Dezember 2011

638

Wenn es um einen so steht wie um mich, dann ist das auch ein Ergebnis von Unvermögen, denke ich schon den ganzen Tag. Und da hilft nur: den Kopf einziehen, die Klappe halten und ganz klein anfangen damit, es besser zu machen. Und das meine ich nicht nur finanziell, das meine ich auch menschlich.

Finanzamt Schöneberg. Info-Zentrale. Letztes Jahr war es lustiger. Aber vielleicht auch nur, weil ich da zum ersten Mal darüber geschrieben habe. Anzumelden habe ich noch weniger als im vorigen Jahr. Heute ist meine Aufrufnummer 638. Ich muss länger warten dieses Mal, aber auch nur so lange, wie ich brauche, um meine Steuernummer und die Angaben zur Person in die Formulare einzutragen, damit ich später mit dem Info-Zentrale-Mitarbeiter lediglich die Zahlen eintragen muss. An welchen Stellen im Formular zeigt er mir und da, wo es was zu rechnen gibt, da rechnet er es für mich aus. Was für eine Erleichterung des Daseins, dass es diesen Service gibt. Es wird gern gesehen, wenn man gut vorbereitet ist. Ich bin gut vorbereitet. Trotzdem ist mir der ganze Akt nicht selbstverständlich. Ich bin kleinlaut und hinterher hätte Danke gereicht, Herzlichen Dank war zu viel. Beim Verlassen des Gebäudes fühle ich mich nicht so gut, wie ich mich fühlen könnte, weil ich gerade noch fristgerecht etwas erledigt habe, was ich Monate vor mir hergeschoben hatte. Ich denke, die einzige Chance, mich jemals wieder gut zu fühlen, ist, mein Unvermögen einzugestehen, mir darüber aber nicht lange Gedanken zu machen, sondern den Kopf einzuziehen, die Klappe zu halten und ganz klein damit anzufangen, es besser zu machen. Nicht nur finanziell, sondern vor allem auch menschlich.