Mittwoch, 1. Februar 2012

Gegenwärtig


Johannes Vogl   Feldbett
Bierflaschen, Stahl   400 x 220 x 90 cm   2010

Afghanistan, habe ich gedacht, als ich gleich beim Reinkommen die Arbeit von Johannes Vogl gesehen habe. Bundeswehreinsatz in Afghanistan, habe ich gedacht. Und geistreich, habe ich auch noch gedacht. Nicht meine sehr schlichte Assoziation, das Feldbett mit den Bierflaschententakeln ist geistreich. – Sicher keine große Kunst. Aber ein geistreiches Aperçu die Arbeit, habe ich zu Uliane gesagt am nächsten Tag. Ihretwegen bin ich in die Ausstellung im Haus am Kleistpark gegangen. Weil sie Uliane überhaupt nicht gefallen hat. Nach der Eröffnung am Donnerstag war sie richtig enttäuscht gewesen. Und da wollte ich doch mal sehen, was da los ist, dass die stets Wohlmeinende, erst recht, wenn es um junge Talente geht, sich auf einmal so abschätzig äußert.


Mindestens zwei, nein drei, sogar vier Arbeiten habe ich gesehen, bei denen ich mir die Namen der KünstlerInnen notiert habe, weil ich mir auf ihren Websites anschauen will, was sie sonst noch machen. Vor der Malerei habe ich länger gestanden als vor den Fotos. Zur Objektkunst ist mir wenig eingefallen, aber danke für den Eindruck. – Ich weiß gar nicht, was du hast Uliane? Die Ausstellung hat mir den Sonntag gerettet. Erfrischend fand ich sie. Und jetzt sage mir doch bitte mal, was dich so enttäuscht hat? – Uliane: Ich habe das alles schon einmal irgendwo gesehen. – Ach so. Mehr muss sie nicht sagen. Das kenne ich von Literatur und Kino. Wiederholung. Stagnation. Das zieht runter. Uliane hat mehr Gegenwartskunst gesehen als ich. Da bin ich in der Lage des glücklichen Idioten. Leicht zu begeistern, ahnungslos. Andererseits: Fangen nicht alle damit an, dass sie ihre Vorbilder nachahmen und danach kommen sie entweder nie weg davon oder sie schaffen ihr Eigenes  und werden selbst Vorbilder? Das hätte ich Uliane fragen können, das hätte sie sicher auch zugegeben. So sagt sie nur, dass es ganz schnell sehr voll war bei der Ausstellungseröffnung und dass ihr deshalb die Ruhe fehlte. Schließlich fallen ihr doch noch Arbeiten ein, die ihr gefallen haben: zum Beispiel die Porträts, wenn man reinkommt gleich rechts.

Erika Knodel    Stimulus I
Öl und Lack auf Holz  65 x 79  cm  2011

Erika Knodel   Stimulus II 

Wegen der Porträts bin ich heute noch mal hin, um sie zu fotografieren und zeigen zu können, was Uliane gefallen hat. Und hier die Arbeiten von KünstlerInnen, von denen ich mehr sehen möchte:

Sahar Zukerman   Leuchtturm 3
Öl auf Leinwand 100 x 100 cm 2011

Tijana Titin  Obscure Swinging 40 x 50 cm  2010 

Katrin Kampmann 2497 MüdM
Tusche, Acryl, Öl auf Leinwand  280 x 360 cm  2011
  
Gute Karten
Stipendiaten/innen und Preisträger/innen der UDK 2010-2012
Bis 18. März 2012
Di – So 10 – 19 Uhr, Eintritt frei
Haus am Kleistpark
Grunewaldstraße 6-7
10823 Berlin
030-90 277 69 64



Kunst: Ó Kampman, Knodel, Titin, Vogl, Zukerman
Fotos: Ó w.g.