Dienstag, 27. März 2012

Panini

Wie nennen Sie so ein Baguette-Stück?
Panini.
Und was kostet ein Panini?
3 Euro. Wollen Sie eins haben?
Nein, danke. Und was kostet ein koffeinfreier Cappuccino?
2 Euro 20.
Und eine Tasse Darjeeling-Tee?
2 Euro 20.
Die Bedienung und ihre Kollegin hinter dem Tresen schauen mich gespannt an und fragen sich, was nun als nächstes kommt, ahnen jedoch schon: nix.
Um sie mir einzuprägen, murmele ich die Preise vor mich hin: 3 Euro. 2 Euro 20. 2 Euro 20. Danke, sage ich und gehe. Wenn ich den beiden erklären würde, weswegen ich ihnen die Fragen gestellt habe, würden sie mich noch sonderbarer finden. Ich überquere die Akazienstraße und addiere. 7 Euro 40. Nicht 7 Euro 10 hat die Rechnung betragen, als ich hier im Café Sur mit der Frau war, die der Contessa so ähnlich sieht und entweder auch die Contessa ist oder nicht. 7 Euro 10 ist der Titel des Textes, den es demnächst zu lesen geben wird über das Treffen mit der Frau im Café Sur, wenn ich den Text nicht in den nächsten Tagen beerdige wie die Fassungen zuvor, die allerdings noch ohne Titel waren. Dass es jetzt einen Titel gibt, macht es wahrscheinlicher, dass aus der aktuellen Fassung etwas wird. 7 Euro 10, korrigiert: 7 Euro 40. Auch gut. Frage nur: Das Panini, auf das ich deutete, als ich die Bedienung ansprach, war mit Schinken belegt. In meiner Geschichte geht es um ein Panini, das belegt ist mit Mozzarella und Tomate. Gleicher Preis? Hätte ich fragen sollen. Noch mal zurück? Wenn ich schon genau bin, kann ich auch ganz genau sein. Ich drehe mich um, warte, dass die Ampel auf Grün schaltet, und sehe auf dem Eckbalkon über dem Café Sur Harald Heinz mit der Kollegin, von der er gestern gesagt hat, dass er sie heute besuchen will. – Willst du hoch kommen? ruft er. – Ich: Ja.  Und zwar deshalb, weil es gestern so witzig und ausgelassen war mit ihm. Das kommt nämlich nicht so oft vor, dass ich das erlebe in Berlin. Viele Leute hier, auch Nicht-Berliner, sind verspannt und überhaupt nicht witzig, wissen das aber nicht, erkläre ich Harald, dem Neu-Berliner. Mit seiner Kollegin ist es dann so witzig und ausgelassen wie gestern mit ihm alleine. Die Kollegin hat zwei Katzen. Sie hat zu ihrer Sicherheit über den Balkon ein Katzennetz gespannt und nennt den Balkon Katzen-Gulag. Die Kollegin hat auch eine Tochter, die gerade von der Schule nach Hause kommt, als ich nach zwanzig Minuten wieder gehe und wirklich kein Stück Kuchen essen wollte. 

Die beiden Bedienungen stehen an der Tür des Café Sur und haben sich jetzt an mich gewöhnt. Sie wundern sich nicht, als ich sie frage, ob das mit Mozzarella belegte Panini so viel kostet wie das mit Schinken. Antwort: gleicher Preis.