Sonntag, 3. Juni 2012

Künstlerbetreuer


Rein in den Ausstellungsraum. Kreisförmig abgeteilt. Halbdunkel. An den Wänden das sind sicher die Fotos, die im Galerietext erwähnt werden. In der Mitte des Raumes eine Vitrine so groß, dass ein Kleinwagen darin Platz hat; der Lack glänzt wie neu; in der Farbe könnte man einen Swimmingpool anstreichen.  Ist das der Automat, der im Galerietext erwähnt wird? – Bevor ich näher rangehe, will ich ein Foto vom ersten Eindruck, dem Gesamteindruck beim Betreten des Raumes machen. Ich trete einen Schritt zurück, nehme meine Kamera in die Hand. Mann kommt rein, den ich im Entree gesehen habe als zum Galerieteam gehörend, vielleicht Johann König.
Darf ich fotografieren?
Nein.
Dann Tschüss. 
Raus aus der Ausstellung. Foto vom Eingang mit Plakat. 


Foto von den Leuten, die vor der Rampe stehen. 


Der Mann kommt raus, der vielleicht Johann König ist.
Sind Sie Johann König?
Nein.
Wer sind Sie?
Er nennt seinen Namen, irgendwas mit –bass, ich verstehe ihn auch beim dritten Nachfragen nicht.
Und was ist Ihre Aufgabe in der Galerie?
Ich bin Künstlerbetreuer.
Das ist er oder auch nicht und er verarscht mich. Der Idiot in der Anfangsszene bin jedenfalls ich. Es war unüberhörbar, wie gerne er Nein gesagt hat. Aber mit meiner Frage habe ich ihm erst die Gelegenheit dazu gegeben. Hätte ich einfach fotografiert, hätte das eine ganz andere Szene aufgemacht. Er hätte gesehen, dass ich ohne Blitzlicht fotografiere, um nicht das Halbdunkel zu irritieren. Er hätte gesehen, dass ich nicht eines der Werke, sondern den Raum fotografiere. Er hätte sich richtig was einfallen lassen müssen, um zu begründen, warum in der Ausstellung davor Fotografieren erlaubt war und in der aktuellen ist es nicht erlaubt. - Weil die Künstlerin der aktuellen Ausstellung das nicht will? - Auch in dem Fall wäre ich gegangen. (*) Aber dann hätte ich mich nicht hinterher den ganzen Abend geärgert über mich, weil ich mit meiner Zutraulichkeit an den Falschen geraten war.  

(*) Wie soll ich von einer Vernissage erzählen, wenn ich weder die Kunst noch die Leute zeigen kann? Da lasse ich es lieber.