Donnerstag, 12. Juli 2012

Lebensmensch



Darauf habe ich lange gewartet, dass eine Frau es sagt. Denn das darf nur eine Frau aussprechen. Ingrid Caven im Interview mit der taz:
Heute soll man doch immer höflich und nett und freundlich sein. Das hält doch kein Mensch aus. Das ist verlogen. Das schafft kein Mensch.  Sehen Sie, die Frauen sind so stark geworden wie die Männer. Sie sehen aber vielleicht nicht, dass auch ihre möglichen Ängste und ihre Unsicherheiten eine Form von Stärke darstellen. Wieso muss man immer die Stärkste, Dollste, Erfolgreichste und Schönste sein? Wer sagt denn das? In meinem Beruf ist es einfacher, so zu denken. In anderen Berufen muss man meistens einfach funktionieren. Wenn ich als Künstlerin es mir nicht leisten kann, hier ein bisschen als Störfaktor aufzutreten, wer soll denn das sonst machen? 
Ingrid Caven ist die beste Freundin von Rainer Werner Fassbinder gewesen. Sieben Jahre älter als er. Von 1970 bis 72 waren sie verheiratet. Vorher und danach haben sie sich besser verstanden, hat sie einmal über die zwei Ehejahre mit ihm gesagt. Zur Erinnerung: Fassbinder war schwul (oder wollte es sein). Aber sie war sein Lebensmensch, wie Thomas Bernhard das genannt hat, und ich stelle mir vor, dass sie die Frau war, die ihm etwas gezeigt hat, worauf er alleine nicht gekommen wäre, auch im Kino nicht und nicht mit Hilfe seiner verkrachten Entourage.

Männer werden durch Frauen erst klug. Wenn das stimmt, dann heißt das, dass jetzt immer mehr Männer dumm bleiben müssen, weil immer mehr Frauen sich verblöden, indem sie die gleichen Mackerspiele spielen wie die Kerle. Und genau so sieht es aus.