Donnerstag, 9. August 2012

Lux




Mädchen aus Britz. Strenge Eltern. 50er Jahre. Kleine, beengte Verhältnisse. Fachabitur an der Hauswirtschaftsschule. Die Kunst ist noch weit weg. Aber dann findet Rena zum Rudersport. Das ist der erste Schritt in die Freiheit und mehr: Als Rudererin und Steuerfrau im Vierer lernt sie  Disziplin. Das Rudern war sicher entscheidend dafür, dass aus mir so eine Dauerläuferin im Leben geworden ist, meint sie. Der zweite Schritt in die Freiheit folgt, als Rena Lux mit ihrem Freund nach Kanada auswandert. Nicht der einzige, aber ein wichtiger Grund: für das unverheiratete junge Paar ist es selbst in einer Großstadt wie Berlin damals unmöglich gewesen, eine Wohnung zu mieten. Kanada ist kein Erfolg, nach eineinhalb Jahren kommt das Liebespaar zurück. Heirat. Sohn. Wohnung. In der sitzt Rena dann fest und denkt, das kann doch nicht schon alles gewesen sein. Mit Ende 20! Sie muss etwas unternehmen. Sie eröffnet eine Pension. In der Güntzelstraße in Wilmersdorf. 35 Jahre wird sie die Pension machen. Gute Zeiten, harte Zeiten. 35 Jahre lang keine Wochenenden, keine Feiertage. Immer anwesend, immer abrufbereit sein müssen. Aber dafür begegnet sie Menschen aus aller Welt, die sie in ihrer Wohnküche nicht getroffen hätte, viele Künstler, und mit einigen von ihnen schließt sie Freundschaft, lernt ihre Art zu denken kennen, wird von ihnen ermutigt, ihren Impulsen zu folgen, ihre Träume zu leben. Sie will mit ihren Händen arbeiten, Material formen, es frei nach ihren Vorstellungen gestalten. Mitte der 80er Jahre macht sie einen Bildhauerkurs, lernt das Formen mit Ton und in einer Bildhauerwerkstatt in der Mommsenstraße lernt sie später das Arbeiten mit Gips und Beton. Sie richtet sich ein kleines Atelier auf dem Dachboden über der Pension ein. Ab jetzt gibt es für Rena keine leere Zeit mehr, während sie für ihre Gäste abrufbereit ist. Folgen die ersten Ausstellungen, unter anderem im Bethanien in Kreuzberg. Folgt die Bekanntschaft mit dem Maler Rolf Sellmann, der in ihrer Pension seine Hamburger Verwandten einquartiert und mit dem sie den Kunstraum Ko gründen wird. Folgt schließlich 2006 der Verkauf der Pension, aber nun nicht der Ruhestand, sondern das zweite Leben von Rena Lux: als freie Künstlerin.




Es gab mein Leben lang eine Getriebenheit. Ich war ständig auf der Suche. Bin nie befriedigt  gewesen von dem, was ich gerade gemacht habe. Durch die künstlerische Arbeit hat sich das geändert. Da erlebe ich eine Zufriedenheit, wie es  sie für mich vorher nicht gegeben hat.




Ich verkaufe gar nicht schlecht. Aber unterm Strich stecke ich mehr rein, als ich verdiene mit meinen Skulpturen. Ich verbrate da mein Geld.





Es sind immer Überdehnungen dabei. Es ist ja nicht wirklich naturalistisch, was ich mache. 




Die sich opfern und geopfert werden ... . 



Kunst:  © Rena Lux
Fotos:  © w.g.